Heilsein - Naturheilpraxis Anita Müller

Eidg. Dipl. Naturheilpraktikerin TCM

Traditionelle chinesische Medizin (TCM)

Was ist TCM?

TCM ist die Abkürzung für die Traditionelle Chinesische Medizin. Diese alte Heilkunde ist ganzheitlich, das heisst, sie sieht Körper, Seele und Geist als eine Einheit. Doch nicht nur das, sie bezieht auch auf die anderen Aspekte unseres menschlichen Daseins - eigentlich den gesamten Mikro- und Makrokosmos mit ein.

Vor gut 6000 Jahren entstanden die Grundlagen der Chinesischen Medizin mit dem Menschen- und Weltbild aus dem Schamanismus und der Naturphilosophie, welche noch heute ihre Gültigkeit haben, wenn es darum geht, sein Leben im inneren und äusseren Einklang zu führen. Grosse Werke wie das Yi Qing (das Buch der Wandlungen), das Dao de Jing sind nur zwei der alten Schriften, die allgemein wichtige Gesetzmässigkeiten enthalten die auch in der TCM miteinbezogen sind.

Hauptziel dieser östlichen Heilkunde ist es, dass unsere Lebensenergie Qi frei und harmonisch fliesst. So ist Körper, Seele und Geist in Harmonie und der Mensch empfindet dies als Wohlbefinden und Gesundheit. Es schwingt ein Einklang im Innen und mit dem Aussen. Beides ist eine Einheit.

Die Hauptmethoden der TCM sind Akupunktur, Ernährungslehre, Kräuterheilkunde, Tuina und Qi Gong. Damit ist es möglich über den Körper, Dysbalancen oder Stagnationen der Lebensenergie wieder in harmonischen Fluss zu bringen.

Untenstehend habe ich für jene, die etwas mehr zum Ursprung und der Sichtweise der TCM lesen möchten, eine kleine Auflistung der Themen gemacht, von denen ich denke, dass sie einen guten und kurzen Überblick schenken können. Diese Ausführungen sind nicht vollständig, doch hoffe ich, dass Sie einen Einblick in diese tiefgreifende und umfassende Medizin erhalten. Sie sind ein Echo aus der weit zurückliegenden Vergangenheit und es ist mir bewusst, dass es für uns hier im Westen und in einer Naturheilpraxis immer wieder eine Erneuerung, Übersetzung oder Anpassung braucht.



Dao erzeugte eins.
Eins erzeugte zwei.
Zwei erzeugte drei.
Drei erzeugte die Zehntausend Dinge.

Laotse


Naturphilosophie, Daoismus – Dao erzeugte eins

Durch die Beobachtung der Natur erkannten die Chinesen vor vielen Jahren eine grosse Weisheit in allem Lebendigen. Sie schauten in diesen Spiegel und erkannten universelle Weisheiten und Gesetzmässigkeiten. Sie lasen daraus auch bedeutsame Erklärungen der vielen Ebenen des Daseins und die verschiedenen Dynamiken der Energie und haben diese Erkenntnisse in der Lebensweise, Philosophie und Heiltradition integriert.

So erkannten die Weisen, dass in allem Lebendigen inhärent eine grundlegende Ordnung vorhanden ist, welche aus sich selbst heraus harmonisch, selbstregulierend und selbstorganisierend ist – spontan und natürlich. Diese Ordnung zeigt sich überall; im Kleinsten wie auch im Grössten. Dahinter und jene Ordnung durchdringend erkannten sie etwas Geheimnisvolles, welches sie das Dao nannten. Eigentlich ist es, gemäss den alten Schriften, nicht benennbar und so bezeichneten sie es als das Namenlose. Das ist der Ursprung von allem was ist.

So gesehen ist der Mensch, die Erde, das Universum – alles Lebendige eine Einheit. Alles ist in allem enthalten. In jedem Körper schwingt das Universum und das zeigen auch neue Forschungen die besagen, dass wir aus Sternenstaub bestehen. In diesem Sinne steht der Mensch in einer Wechselbeziehung mit seiner Umwelt, der Erde und dem Universum – alles ist miteinander verbunden. Aber auch in uns, in unserem Körper ist alles miteinander verbunden; alles steht miteinander in einer Beziehung, die im besten Falle im Einklang schwingt. Lebt der Mensch so, dass er in dieser Harmonie ist, fliesst seine Energie frei.

Wer festhält das grosse Urbild
zu dem kommt die Welt.
Sie kommt und wird nicht verletzt
in Ruhe, Gleichheit und Seligkeit.

Laotse


Nähere dich ihm,
und es gibt keinen Anfang;
folge ihm,
und es gibt kein Ende.
Du kannst es nicht verstehen,
du kannst es aber sein,
im eigenen Leben ruhend.

Unbekannt


Yin und Yang – Eins erzeugte zwei.

Aus dieser Lehre des Dao entstand auch die Lehre von Yin und Yang. Sie stehen für die Urkräfte aller Polaritäten. Bekannt ist das Symbol «Tai Chi». Tai bedeutet Ur, Chi bedeutet Mitte. Es ist ein Kreis (Dao) mit einer geschwungenen Mittellinie, die weiss und schwarz trennt. Im Weiss hat es einen schwarzen Punkt. Im Schwarz ist ein weisser Punkt.

Dieses Symbol zeigt uns Menschen, dass das Eine ohne das Andere nicht sein kann. Das Eine ist im Anderen enthalten und umgekehrt. Die zwei Gegensätze bedingen und ergänzen einander und bilden so eine Ganzheit. Das Eine bringt das Andere hervor und umgekehrt. Die zwei sind in Relation zueinander zu verstehen. Wenn man sie betrachtet, entsteht ganz natürlich ein wertfreier Blickwinkel; Das ist wichtig, denn sonst begeht man den Fehler, dass man die Zwei voneinander trennt.

Sobald wir die Ebene der weltlichen Dinge betreten, zeigt sich uns auch die Polarität/Dualität. Wenn die Sonne einen Berg bescheint, so entsteht eine Schattenseite (Yin) und eine Sonnenseite (Yang). Es gibt Tag (Yang) und Nacht (Yin), innen (Yin) und aussen (Yang), usw.

Die Lehre von Yin und Yang zeigt auch auf, dass die gesuchte Balance eine Dynamische ist. Es ist nichts fix im Universum, sondern sie ist immer wieder neu – immer im Wandel. Deshalb beinhaltet die Chinesische Medizin ein zyklisches Welt- und Selbstverständnis.

Diese Zyklen im Grossen, wie auch im Kleinen, die sich uns Menschen im ganzen Leben in Form der Vergänglichkeit begegnen, sind ein viel grösserer und umfassender Prozess (Evolution/Involution), als wir Menschen uns dies oft denken können. Dahinter jedoch liegt eine tiefe Weisheit, derer wir uns anvertrauen können.

Alle Dinge haben im Rücken das Dunkle
Und streben nach dem Licht,
und die strömende Kraft gibt ihnen Harmonie.

(Laotse)


Der ganze Reiz und die ganze
Schönheit des Lebens setzen sich
aus Licht und Schatten zusammen.

(Leo Tolstoi)


Die Lehre vom Qi und den Meridianen – Zwei erzeugte drei

Das Zusammenwirken von Yin und Yang bringt Qi hervor. Qi ist ein Energiepotential zwischen den Polaritäten Yin und Yang. Das Schriftzeichen Qi enthält die chinesischen Zeichen für «Dampf» und «Reis». Qi ist also zugleich Masse (Reis) und Energie (Dampf). Man könnte sagen, dass alle Lebensformen Ausdruck von Qi in verschiedenen Frequenzen oder verschiedenen Stufen der Materialisierung sind.

In der Umgangssprache wird Qi vereinfacht mit Lebensenergie übersetzt. Viele Völker gaben dieser Kraft verschiedene Namen, z.B. «Ki» bei den Japanern, «Mana» bei den Völkern Polynesisens, «Prana» in Indien, «Pneuma» bei den alten Griechen oder «Odem» bei den Germanen. Es ist das, was uns lebensfähig und lebendig macht – der Atem des Lebens.

Nur durch Qi bewegen sich die Planeten, scheint die Sonne, bläst der Wind oder fliesst das Wasser. Qi ist dynamisch und durchdringt und bewegt alles Lebendige. Auch im Menschen ist es das Qi, welches uns atmen oder das Herz schlagen lässt. Es ist die Grundlage, welche Leben ermöglicht. Fliesst diese Energie Qi frei, so sind die Lebensprozesse harmonisch und rhythmisch.

Was Qi letztendlich ist, weiss niemand. Allerdings ist es möglich, das Qi zu erfahren, z.B. durch die Übungen des Qi Gong oder auch in der Akupunkturbehandlung.

Durch die Beobachtung der fliessenden Bewegungen des Qi im Körper entstand das Wissen von den Meridianen (Leitbahnen) und den Akupunkturpunkten. Diese Leitbahnen oder Verbindungen durchziehen unseren Körper wie ein dichtes Netz, sei es an der Oberfläche und in der Peripherie oder im Körperinnern, in den Organen und in den Zellen. Auf vielen dieser Leitbahnen gibt es Orte, wo sich das Qi strudelförmig bündelt. Diese Sammelstellen nennt man Akupunkturpunkte. Jeder dieser Punkte hat ein ganz spezifisches Wirkspektrum.

Das Allerweichste auf Erden
wird das Allerhärteste besiegen.
Das Substanzlose kann
selbst da eindringen,
wo kein Zwischenraum ist.

(Laotse)

Der Geist,
der allen Dingen Leben verleiht,
ist die Liebe.


(Tschu-Li)


Die fünf Wandlungsphasen – Drei erzeugt die Zehntausend Dinge

Durch das Qi existiert alles im Mikro- und Makrokosmos. Dies ist mit den zehntausend Dingen angedeutet. Durch das Qi existieren auch die fünf Wandlungsphasen. Die zehntausend Dinge – also alles was existiert – können diesen Wandlungsphasen zugeordnet werden.

Auch diese Lehre lasen die alten Weisen aus der Natur und ihren Rhythmen. Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser stehen in zyklischer Wechselwirkung und in Verbindung miteinander. Auch sie sind in ihrem Zusammenwirken zu betrachten, da sie miteinander in Beziehung stehen, einander nähren und kontrollieren. Sie sind also voneinander abhängig und beeinflussen einander.

Auch in dieser Sichtweise wird das Gesetz der Wandlung gespiegelt. Die Ebene der Dualität «mit den 10 000 Dingen» ist in der Dimension von Zeit und Raum. Alles was ist, wird geboren, lebt und stirbt.

Holz produziert Feuer.
Feuer produziert Erde.
Erde bringt Metall hervor.
Metall produziert Wasser und
Wasser erzeugt das Holz.
Zehntausend Dinge
entstehen und vergehen.
Sie wachsen und blühen
und kehren zur Quelle zurück
.

(Laotse)


Gesundheit und Krankheit im Verständnis der TCM

Die Chinesische Medizin ist mehr funktionell als strukturell orientiert, wobei sie trotzdem beides beinhaltet. Störungen der Gesundheit sind nicht nur Folgen von biologischen, biochemischen und/oder strukturellen oder stofflichen Veränderungen der Gewebe oder Organe, sondern werden als Disharmonie auf der energetischen Ebene verstanden. Symptome sind so auf eine Weise nichts Fixes oder Statisches, wie sie uns so oft vorkommen, sondern sind Ungleichgewichte der Energien auf einer feinstofflichen Ebene. Diese können sich mit der Zeit allerdings auch auf der körperlichen Ebene zeigen können.

So sagt man in der TCM ganz vereinfacht: «Fliesst das Qi frei und harmonisch, ist der Mensch (oder das Lebewesen oder die Natur) gesund.» Wird der Qi Fluss hingegen durch innere Einflüsse (z.B. verdrängte oder zu starke Emotionen) oder äussere Einflüsse (z.B. Kälte, Hitze, Unfälle, Traumata, Verhaltensweisen, etc.) gestört oder gar blockiert, entsteht Disharmonie. Mit der Zeit kann sie sich als körperliche, psychische oder seelische Beschwerden oder Krankheiten manifestieren, abhängig von der Ebene, welche betroffen ist. 

«Du brauchst mich, um zu wachsen;
Und ich habe auf dich gewartet,
um heilig gemacht zu werden.
Immer wieder hast du mich, ohne es zu wissen, begehrt;
Und schon immer habe ich dich zu mir gelockt …
Kommst du?»

(Teilhard de Chardin / Aus dem Buch «Das Herz der Materie»)


Die Wurzel der Heilung

Aus dem Blickwinkel einer weit in der Vergangenheit liegender Zeit würde ein Daoist vermutlich auf Folgendes hinweisen, wenn wir ihn nach der Wurzel der Heilung fragen würden: «Wenn sich ein Mensch vom Dao entfernt hat, kann er wieder zurückkehren zum Ursprung – in sich selbst. Es ist ein innerer Weg der Transformation. Wenn der Mensch still ist, ist er in Frieden mit allem, was ist. Dieses tiefe Stillwerden können alle Menschen erfahren. Es ist ein einfaches, natürliches Menschsein in Harmonie, mit allem was ist. Innen Harmonie – aussen Harmonie.» Und natürlich gibt es unzählige solcher Perspektiven auch aus allen anderen östlichen Traditionen.

Für uns jedoch ist und bleibt das Anliegen meistens dabei, dass wir die Beschwerden, Symptome oder Krankheiten gerne wieder gesund «haben wollen» und das ist auch gut so. Wir möchten z.B. dass unser Knie wieder schmerzfrei ist, dass die schlaflosen Nächte aufhören und wir durchschlafen können, dass der Liebeskummer vorbeigeht und das Herz nicht mehr schmerzt oder unser Burnout endlich wieder in eine Lebenszeit übergeht, wo wir vor Lebensenergie nur so sprudeln, usw. Ich staune im Praxisalltag immer wieder, wie diese doch aus früherer Zeit stammenden Medizin in der heutigen Zeit, für den heutigen Menschen zutiefst heilsam wirkt.

Die Harmonie dient als Grundlage
der Existenz,
das Wohlwollen ist
der Seele Tugend.

(Laotse)


Ein geregeltes Leben führen

Ganz vereinfacht und als Grundsatz formuliert geht es darum, in allem den für sich richtigen «Mittelweg» zu finden; wie Sie sich vielleicht inzwischen denken können, ist auch dieser nichts Fixes.

Ein geregeltes Leben ist also keine «Regel» und schon gar nicht eine, welche für alle gleich gilt. Es ist vielmehr ein Leben, welches dem eigenen Wesen, seinem Temperament, den eigenen Fähigkeiten und seiner inneren Natur entspricht.

Ganz sicher ist es sinnvoll, für genügend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und körperliche Bewegung zu sorgen. Es ist wichtig, Aktivität und Ruhephasen im Gleichgewicht zu halten. Dies ist für uns Menschen oft eine tägliche Herausforderung. Besonders in der heutigen Zeit, in der wir uns ständig mit etwas beschäftigen können, wir mit vielen Eindrücken konfrontiert sind und im Alltag meistens stark gefordert werden. Deshalb gehört dazu, die Gelassenheit zu kultivieren, damit auch unsere Gefühls- und Gedankenwelt ausgeglichen bleibt.

In China wurde die Pflege der Lebenskraft «Yang Sheng» genannt. «Yang Sheng» beinhaltete alle Tätigkeiten, welche der Mensch mit der rechten inneren Haltung und der rechten Ausrichtung (Dao) tut. Und natürlich, die anderen Menschen durch deren «Konsumation» gleichzeitig dahinein führt. In früherer Zeit umfasste dies nicht nur die Körperübungen des Tai Ji / Qi Gong, sondern auch die Kunst, Lyrik, Musik, etc.; eigentlich alles, was den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit nährt, stärkt und erfreut. 

Du musst nicht nach draussen gehen,
um besser zu sehen,
noch aus dem Fenster spähen.
Verweile lieber in der Mitte deines Lebens...
Suche dein Herz und schaue...
Der Weg, etwas zu tun, ist da zu sein.

(Laotse)